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Die Stadt, der Raum und wir: Eine Selbstverstädlichkeit, ganz neu verhandelt bei Anna Konjetzkys “Testlauf”
Zu später Stunde in der Muffathalle: Auf einem mit Seilen abgetrennten Parcours mit Podesten und Rampen verteilen sich rund 50 Zuschauer und fünf Tänzer, Sahra Huby, Quindell Orton, Sara Sampelayo, Damiaan Veens und Jorge Rodolfo De Hoyos. Zwei der Podeste sind zu Beginn schon besetzt und bleiben es, auf ihnen haben die Musiker Brendan Dougherty und Miguel Casaponsa Platz genommen. Ein „Testlauf“ ist angesagt, mit „Chefingenieurin“ Anna Konjetzky, die ergründen möchte, wie Kommunikation den Raum bedingt und umgekehrt. Die fünf Tänzer bilden eine Reihe, die sich langsam dreht, und machen Gesten, die man als einladend interpretieren darf, sie bewegen sich, als wollten sie die Zuschauer ins Geschehen ziehen.
Was alsbald geschieht: Wer sich’s eben noch auf einer Rampe bequem gemacht hatte, befindet sich bald in Gewühl. Die Tänzer (oder Führer durch den imaginären urbanen Raum) lotsen den Strom mal hier hin, mal dorthin, während sich durch das Umklappen von Bretten und Rampen an Scharnieren der Parcours immer mal wieder verändert. Leblose Räume entstehen, gleich daneben Zonen, in denen die Menschen ihrerseits zu tanzen beginnen. Verbindlich ist nichts, man kann sich irgendwo hinsetzen und zuschauen. Man kann aber auch flanieren und sich unterhalten. Dazwischen immer wieder mal die Tänzer: Kontakt-Impro als Symbol für das soziale Interagieren, das Zerren und Folgen, das streiten und einander bestärken.
Die Rampe, auf der ich zuerst gesessen hatte, entpuppt sich schließlich als Theke: Es werden Wasser und Wein gereicht, hier klingt der Abend aus. Unterhaltsam. Ein „Testlauf“, den jeder der Zuschauer anders erlebt haben wird. Und unterschiedlich unterhaltsam. Es ging schließlich um Kommunikation. Wer gar nicht mitmachte – blieb draußen. Auch darin sind die Ähnlichkeiten zum realen urbanen Raum alles andere als zufällig.
Wie kriegt man ein ganzes Publikum in den Kopf eines Kindes? Anna Konjetzky weiß, wie das geht. Ihr Kunstgriff ist einfach und wirkungsvoll. Sie schickt mit ihrem fünfköpfigen Tanzensemble ein Kind auf die Bühne, einen Jungen. Der steht öfter abseits und beobachtet die anderen und nimmt so das Publikum mit in seine Perspektive.
Im Kopf des Kindes wohnen seine Vergangenheit und seine Gegenwart, ein Dort und ein Hier. Das heimatliche Städtchen, erst vertraut, dann zerstört; eine neue Umgebung mit fremden Menschen, interessant, zuweilen beängstigend. Dazwischen die Flucht, über Land und durch Wasser. Ein Unterschlupf nach dem anderen bricht zusammen, Körper liegen herum…
Konjetzky führt mit traumwandlerischer Sicherheit und sogar Leichtigkeit eine Vielzahl künstlerischer Mittel zusammen, um dieses Konglomerat zu erzählen. Sätze des Kindes, geflüstert aus dem Off, die von seiner Befindlichkeit zeugen, aktuell oder erinnernd; auf großer Projektionsfläche Fotos, Malerei, Zeichnungen, auch animiert, schwarzweiß und farbig, erzählend, oder abstrakt atmosphärisch; eine treibende, die Szenen unterschiedlich rhythmisierende Musik; und vor allem: ihre eigenwillige Choreographie-Sprache: Die Tänzer/innen, hier eher Körperdarsteller/innen, geben Personen wieder, aber auch Gebäude, Landschaft, Spielgerät. Auch sie bauen Bilder.
Das Kind mischt sich zwar immer wieder mit ihnen, aber es allein bleibt immer bei sich, und wir bleiben bei ihm. Am Ende erscheint es einigermaßen „integriert“ im Hier. Anna Konjetzky erzählt aber seine zusammengesetzte Identität – ein Schicksal, das Last sein kann und Reichtum und das das Kind sein Leben lang prägen wird. Mit all ihrer so sichtbaren Kunstfertigkeit schafft Anna Konjetzky etwas ganz Innerliches: pure Empathie.
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Zum Thema Migration wurde das Tanzstück »Ein Bein hier und ein Bein dort« von Anna Konjetzky (freie Produktion) uraufgeführt. Aus der Perspektive eines Kindes wird eine Flucht geschildert. Sechs Tänzer bringen reale Erlebnisse im Dickicht einer Stadt auf die Bühne, aber auch Erinnerungen und Traumsequenzen. Die spärlich eingestreuten Textbruchstücke kommentieren das Erschrecken des kindlichen Helden angesichts der Zerstörung seiner vertrauten Welt sowie die verwirrende Ankunft in der neuen Umgebung. Eine perfekt in Körpersprache übersetzte Suche nach Hoffnung.
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Anna Konjetzkys Stücke gilt es, mit dem Bauch zu sehen, nicht mit dem Intellekt. Beklemmung, Geburt oder Trauma waren in der Vergangenheit ihre Themen, oft unangenehme Kost, die jedoch durch die unmittelbar begreifliche Körpersprache der Choreografin erstaunlich gut verdaulich ankam. Auch in „Lighting“, das in Zusammenarbeit mit dem Vietnam National Opera Ballet entstand, geht es um Gefühle: Druck und Explosion.
Eine unangenehme Geräuschkulisse bildet den Hintergrund, vor dem zehn Tänzer in blaugrauer Kleidung langsam überkochen. Interessanterweise wurden vor der Vorstellung Ohrstöpsel verteilt. Doch nicht die Lautstärke vergrätzte viele Zuschauer, sondern die Hektik, die der Klangcollage (Sergej Maingardt) innewohnt. Zerbrechendes Glas, heulende Polizeisirenen, das Knacken einer zu laut gedrehten Stereoanlage bilden ein rhythmisches, beunruhigendes Klanggewusel.
Konjetzkys Tänzer schwimmen darin wie aufgeregte Fische. Am Anfang wedeln ihre Arme, als ob Funken aufleuchten. Dann schlängeln sich Torsos wie kleine Flämmchen, bis später die ganze Gruppe vereint als Flamme wogt. Die Gruppe steht kurz vor dem ausgeführten Schlag, kurz vor der Revolte, kurz vor der Explosion – und immer weiter werden die Bewegungen, immer chaotischer gegeneinander. Zuletzt steigert sich die Klangkulisse zu einem kreischenden, von Katastrophenklängen durchsetzten Herzrasen, die Tänzer kumulieren und, als Stille eintritt, fließen sie quer über die Bühne. Das Geschehen schießt direkt ins Bewusstsein, kein Zuschauer kann sich erwehren, selbst mit Herzklopfen auf den Rängen zu sitzen! Konjetzkys Kreation packt das Publikum zuverlässig.
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München – 2011 war Anna Konjetzky als Stipendiatin in Jerusalem. Der Aufenthalt in der Metropole mit ihrem prekären politischen Status und den Einwohnern unterschiedlicher Religionen und Kulturen hat die Tänzerin und Choreografin nachhaltig fasziniert. So sehr, dass sie uns in ihrer jüngsten Tanz-Installation ‘Und weil er sich dreht, kehrt der Wind zurück’ auf eine Stadtführung mitnimmt.
Die Muffathalle ist an den Rändern zugestellt mit schwarzen Wänden und weißen Leinwänden, nur die Mitte hat Konjetzky freigelassen. Dort steht oder geht man wie auf einem Marktplatz herum und schaut nach allen Seiten hin auf einen verwinkelten Parcours aus engen Zugängen, kleinen Nischen und Fensterdurchbrüchen. Sie sollen die Altstadt mit ihrem jüdischen, christlichen, muslimischen und armenischen Vierteln versinnbildlichen, vereinzelt unterstützt durch eingespielte Videos oder gezielt angeleuchtete Fotos. Wir sehen einen Markt, Tore, die Klagemauer. Zunächst ist es dunkel, dann gleißt mal in der einen, dann in einer anderen Ecke Licht auf und durchschneidet den Raum wie scharfe Schranken. Schließlich verschwindet es wieder – Symbol für den Alltag in der heiligen Stadt, das Mit- und Gegeneinander von Juden, Christen und Muslimen.
Das fragile Zusammenleben ist auch beherrschendes Thema der Choreografie. Sieben Tänzer und Tänzerinnen prallen in wechselnden Gruppenkonstellationen aufeinander, ziehen sich an, stoßen sich ab. Fallen und stehen wieder auf.
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Wie tanzt man Jerusalem? Wie kann man überhaupt eine Stadt tanzen? Das sind wohl die ersten Fragen, die einem in den Sinn kommen bei der neuen Arbeit „und weil er sich dreht, kehrt der Wind zurück“ der Münchner Choreografin Anna Konjetzky. Entstanden durch ein mehrmonatige Recherche zur und in der Stadt Jerusalem soll die Tanz-Installation eine Art Stadtführung sein, die im abstrakten Raum, angefüllt mit Körpern und Bildern, ein Netz aus Assoziationen spinnt.
(…)
Jerusalem durch den Blick Konjetzkys: Sehr plastisch machen diese Bilder Jerusalem erfahrbar. Sie sind greifbar nahe, lassen die rauen Mauern erspüren, die Enge der mit Menschen überfüllten Straßen, manchmal auch die Verlorenheit im anonymen Raum. Graffitis und Straßenschilder, übermalt oder zerfallen, zeugen von den vielfältigen Prozessen der Stadt.
Die Eindrücke sind flüchtig nebeneinander gestellt. Der Muezzin schreit, Kirchenglocken läuten. Stimmengewirr und Straßenlärm – all das bildet auch die atmosphärische Klangcollage des israelischen Musikers Emmanuel Witzthum, die in manchen Momenten einen im Dämmer versinken lässt, in den Taumel der Stadt mitreißt, Bilder im Kopf kreiert. Jerusalem, die Stadt der Weltreligionen, der Spannungen und Positionen.
(…)
Wie in vielen anderen Arbeiten Anna Konjetzkys ist „und weil er sich dreht, kehrt der Wind zurück“ ein Spiel mit Blicken durch Öffnungen und Einschnitte. Perspektivenwechsel auf Körper, die sich religiöse Codes und alltägliche Verhaltensmuster aneignen, sich in diesen verhaken, sie vermischen und trennen.
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