Keine Ergebnisse gefunden
Die angefragte Seite konnte nicht gefunden werden. Verfeinern Sie Ihre Suche oder verwenden Sie die Navigation oben, um den Beitrag zu finden.
Der WowEffekt ist gewaltig. Pädagogische Bewunderung kommt von der Lehrerin, die mit ihrer Klasse noch vor der Gymnastikhalle steht und erklärt, wie hart die Tänzerin gear beitet haben muss. Aber auch die Kinder haben Sahra Huby schon Fragen gestellt wie »Ist das anstrengend oder macht es Spaß?«. »Beides«, sagt Huby und nimmt das Fußballspielen als Beispiel, wo man, wenn endlich alles flutscht, auch alles Mühen und Plagen vergisst.
Huby jedenfalls schnellt durch ihr von Anna Konjetzky cho reografiertes halbstündiges Solo, als hätte sie Sprungfedern unter jedem Glied. »Move More Morph It!« ist eine hochspannende Begegnung zwischen ihrem FlummiKörper und einem Tisch, unter dem wie an Hubys Gesicht ein Mikro klebt, das alle Geräusche abnimmt und vergrößert. Schreibbewegungen schaben; und wenn die Tänzerin die Füße flext oder ihre Wirbel streckt, knackt und schnalzt es laut.
Huby kann ein Löwe sein und ihren ganzen Körper brüllen lassen – ein Roboter oder ein Gummitier, dem man die Luft ablässt. Aber auch die alltäglicheren ihrer Handlungen gene rieren die schrägsten Töne, weil Sergej Maingardt am Technikpult sitzt und sie mit allerlei Zaubereffekten verstärkt. Das Ergebnis ist eine Art SoundÄquivalent zu Comicsprechblasen. Große Körpermusik! Wie genau das funktioniert, wollen aber ohnehin nur Erwachsene wissen, die bei der Premiere im Kösk in der Überzahl waren. Die Zweit bis Viertklässler der Grundschule an der Kafkastraße swingen und hibbeln mit – und erkennen Superhelden-Kampfposen und Tänze aus dem Computerspiel »Fortnite«. Die weit über hundert Neuntklässler der Wilhelm-Busch-Realschule aber haben laut Simone Schulte-Aladag hauptsächlich nach dem Sinn gefragt. Schließ lich ist die Aufführung eine Schulveranstaltung. Und wo Schule draufsteht, muss eine Botschaft drin sein! So sind Teenager in Bayern konditioniert.
>> zum Artikel
Die angefragte Seite konnte nicht gefunden werden. Verfeinern Sie Ihre Suche oder verwenden Sie die Navigation oben, um den Beitrag zu finden.
Hamburg. Fünf unterschiedlich hohe Holzkuben stehen auf der Bühne des Lichthof Theaters. Ein Suchscheinwerfer tastet sie ab. Der schmale Lichtstrahl erwischt auch eine Tänzerin in Jeans und Kapuzenpullover. Sogleich krümmt sie sich zusammen und versucht heftig, ins Dunkel zu entkommen. Eben denkt man noch an einen zugestellten Dachboden, doch schon bald kommen Gedanken an Grenzposten auf. Sehr einfallsreich spielt die Münchner Choreografin Anna Konjetzky in ihrem im Lichthof Theater gastierenden furiosen Tanzsolo „Chipping“ („Absplittern“) mit diesen starken, hier keinesfalls abgenutzten Bildern: mit Grenzposten, Zäunen, Drähten.
Sie findet einen erstaunlich klaren Ausdruck, was vor allem an den präzisen Bewegungen und der perfekten Körperbeherrschung der zuckenden, die Kisten erklimmenden, dann wieder angstvoll zwischen ihnen hin- und herlaufenden Tänzerin Sahra Huby liegt. Aber auch an dem famosen Aufbau. Anna Konjetzky und Anton Lukas haben eine technisch aufwendige Bühne errichtet mit feinen Boden-Drahtseilen, die die Holzkisten sanft und geräuschvoll von links nach rechts ziehen.
Hinzu kommen das ausgefeilte Lichtspiel und die Videos von Timm Burkhardt. Sie tauchen die Bühnenkonstruktion in abstrakte geometrische Formen, dann wieder weiten sie sich zu urbanen Hochhaus-Szenarien. Unterlegt ist das Ganze auch akustisch äußerst effektvoll von der repetitiven industriellen Musik Brendan Doughertys.
Anna Konjetztky, eine international renommierte Choreografin, die 2013 für den Georg-Tabori-Preis nominiert war und seit 2014 mit den Münchner Kammerspielen koproduziert, verschafft dem Lichthof-Programm einen echten Höhepunkt. „Chipping“ wird über die Dauer einer Stunde zum atemlosen Trip, der auf allen Ebenen funktioniert und einen tollen dramaturgischen Bogen spannt. Obwohl eine maschinell anmutende Installation, kommt das Humane, der Tanz, nicht zu kurz.
Man wird nicht müde, Sahra Huby zuzuschauen, wie sie einzelne Körperteile isoliert und mit ihnen roboterartige Bewegungen ausführt. Wie ein gejagtes Tier hetzt sie zwischen den Kisten auf und ab. „Chipping“ ist ein ständiger Überlebenskampf. Pure Vibration. Die Bühne, der Sound, die Videos und die Tänzerin, die auch mal die Holzboxen erklimmt, um an anderer Seite gekonnt herunterzufallen. Irgendwann liegt Sahra Huby auf den Schienen, die Holzkästen schieben sich um sie herum, bewegen ihren Körper, falten ihn zusammen. Da hat sie Federn gelassen, der Atem geht schneller, doch die Erschöpfung lässt sich in ihrem schmalen, entschlossenen Gesicht nur erahnen. Es ist, als würden Fasern der Person absplittern. Eben droht sie noch ganz in der Bühnenkonstruktion zu verschwinden, doch da rappelt sie sich schon wieder auf. Am Ende gibt es verdiente Bravos für einen in jeder Hinsicht außergewöhnlichen Tanzabend.
Die angefragte Seite konnte nicht gefunden werden. Verfeinern Sie Ihre Suche oder verwenden Sie die Navigation oben, um den Beitrag zu finden.
(…) Die Choreografin Anna Konjetzky, 2014 ausgezeichnet mit dem Förderpreis Tanz der Landeshauptstadt München, hat mit „chipping“ ein Tanzstück entwickelt, in dem sich der Körper einer Tänzerin in Relation zu einer Landschaft aus fünf Kuben, Licht und Videos und einer postindustriellen Soundcollage eindrucksvoll bewegt.
Ein Lichtspalt fährt am Anfang über die verschieden großen Kästen. Die Tänzerin im grauen Hoody versteckt sich zunächst vor ihm, wird immer wieder eingefangen. Das Individuum in der Überwachungsgesellschaft fällt einem da ein: Verstecken ist zwecklos in einer Gesellschaft, in der man immer wieder aufgenommen, immer wieder gescannt wird. Die Kuben um die Tänzerin geraten eigenwillig am Boden in Hin-und Her-Bewegungen, während die Störgeräusche einer Maschinenwelt ins Ohr dringen. Manchmal scheint es, dass die Tänzerin die Kontrolle über ihre Umgebung gewinnt. Aber sie ist doch eher eine Reagierende, die von den Kuben getrieben wird, von ihnen fällt, sich wie tot schieben lässt, um sich doch wieder aufzurichten.
Die Tänzerin Sahra Huby beeindruckt mit unglaublicher Körperbeherrschung, isoliert perfekt einzelne Körperpartien für konvulsivische Bewegungen, die nicht mehr menschlich wirken. Die Selbstentfremdung des modernen Subjekts, verloren in einem Großstadtpanorama, tritt unheimlich vor Augen.
Sahra Huby laugt sich aus, wird ausgelaugt von einer Umgebung, die ihr kaum eine Atempause gönnt. Dann entsteht aber doch plötzlich Ruhe, Hubys Bewegungen werden langsam, der Lichtspalt berührt sie fast zärtlich. Eine Befreiung gibt es aber nicht in Konjetzkys atemraubenden Tanzstück. Nur kleine Momente der Euphorie, buchstäblich Hochgefühle.
Die angefragte Seite konnte nicht gefunden werden. Verfeinern Sie Ihre Suche oder verwenden Sie die Navigation oben, um den Beitrag zu finden.
Wenn eine Stadt aus Würfeln, ein Boden, eine Wand und mittendrin eine Mädchengestalt alle dasselbe Muster tragen und im selben Licht leuchten – dann ist das unglaublich schön anzusehen. „Chipping“, das neue Stück der Münchner Choreografin Anna Konjetzky, fasziniert mit Projektionen auf einer Kubuslandschaft, in der ein Mensch außer Atem seinen Platz sucht. Im Wesentlichen blickt die Choreografie aber hinter die Fassaden des Systems 2.0: Die Dynamik und Ästhetik unserer schönen neuen Welt fußt auf völliger Auslaugung des Individuums.
Konjetzkys langjährige Muse Sahra Huby ist die ideale Besetzung für die Tour de Force. Leicht und biegsam, gleichzeitig sportlich und zäh, ist sie jederzeit bereit, sich mit der vom Würfelsystem geforderten Attitüde ins nächste Himmelfahrtskommando zu stürzen. Anfangs steht sie schüchtern im senkrechten Scannerstrahl, zieht die Arme ein und versteckt sich. Doch schon bald durchmisst sie, von dieser merkwürdigen Welt gefangen, den Raum und steckt ihr Revier ab. Sie rennt mit irrer Begeisterung auf der Stelle, und macht mit. Die Arme schlägt sie um sich, alle Glieder suchen wie im ständigen Suchlauf eine neue Frequenz. Hoch auf die Türme!
Als die Sisyphos-Schwester endlich erschlagen niedersinkt, hat sie ihr fragendes Madonnengesicht komplett verloren. Der moderne Mensch kämpft bis zur Auto-Gehirnwäsche. Nicht mal eine Pause ist der Mädchengestalt gegönnt. Die Würfel bewegen sich unaufhörlich und unmerklich, schieben die Protagonistin auch im Schlaf dorthin, wo sie nicht im Weg ist. Das wirkt: Zu neuen Taten erwacht, ist ihr die Choreografie der Umgebung endlich eingetrichtert. Sie springt in roboterhaften Zuckungen, aber synchron, auf’s Dach der Welt – wo der waagrechte Scanner ihr Gesicht nicht mehr erkennt.
Wenn der Mensch sich nicht totrackern will, lässt ihm das System keine Ruhe und keine Wahl, so lange, bis er das Totrackern für die tollste Sache der Welt hält. Die Botschaft in „Chipping“ ist einfach. Eigentlich sogar banal. Spannend wird die Angelegenheit erst dadurch, dass der Zuschauer sie auf körperlicher Ebene vorgeführt bekommt. Rastlosigkeit, das bedeutet körperlichen Raubbau und die Unfähigkeit zu denken. Keinen festen Platz zu haben, ständig fort oder einer Sache hinterher zu hecheln oder über die eigenen Kräfte unsinnige Höhen zu erklettern. Rastlosigkeit macht ein rotes, nervös zuckendes Gesicht und kostet den Schlaf. Sie ist lebensgefährlich.
Entsprechender Respekt gebührt Sahra Huby. Ein einstündiges Solo von so einem Kaliber macht man vermutlich nicht oft im Leben. Konjetzky hält mit „Chipping“ ihren eigenen Maßstab, ihre Protagonistin übertrifft sich diesmal selbst.
Die angefragte Seite konnte nicht gefunden werden. Verfeinern Sie Ihre Suche oder verwenden Sie die Navigation oben, um den Beitrag zu finden.
Ein leiser Pfeifton bohrt sich ins Gehör der Zuschauer, ein Poltern und Krachen mischt sich drunter, als sei es aus der Unterwelt aufgestiegen. Man beobachtet die oszillierende Schwingung als seismographische Aufzeichnung von einem Prozess, der gerade beginnt. Das reduzierte Licht, die konzentrierte Kraft der Bewegungen zwingt den Blick der Betrachter in die Tiefe der Black Box, und so wird man gefesselt Zeuge von Eruptionen, Lawinen. Wir sehen Gletscher, wir sehen Eis schmelzen. War das die Erderwärmung oder doch der erste Hauch von Frühling? (…)
Die angefragte Seite konnte nicht gefunden werden. Verfeinern Sie Ihre Suche oder verwenden Sie die Navigation oben, um den Beitrag zu finden.
Anna Konjetzky arbeitet seit fast zehn Jahren kontinuierlich als freie Choreographin in München. Dabei sucht sie die Begegnung mit Künstlern anderer Kulturen und Lebensräume. Ihre Arbeiten, die sich an der Schnittstelle von Tanz, Installation und Performance bewegen, sind extrem physisch und sehr oft durch eine ausgeklügelte Licht- und Raumregie strukturiert. Anna Konjetzky arbeitet interdisziplinär und transkulturell. Jedes ihrer Stücke ist ein thematisch angemessenes Formexperiment. Ihre Arbeiten beeindrucken durch die starke Körperlichkeit ihrer Darsteller/innen – ob solistisch auf der Bühne oder als amöbenhafte Ansammlungen ohne eigene Identität, stets suchen sie die Auseinandersetzung mit dem Material des Raumes und seinen Begrenzungen, mit Boden, Decke, Wänden. Anna Konjetzky setzt ihre Darsteller der Welt aus, die sich darin zu behaupten suchen. Ihr Motto lautet: „Den Blick durch den Körper auf die Welt richten. Möglichkeiten denken. Risiken nehmen. Zerbrechlichkeit suchen.“ Danach verarbeitet sie Erfahrungen in fremden Kulturen, Begegnungen, Erlebnisse, Fremdheit, Angst und findet dafür den adäquaten körperlichen Ausdruck in zum Teil ungewöhnlichen Bewegungen: Zucken, Zittern, Um-sich-Schlagen, Flattern… Dergestalt komplexe Produktionen erarbeitet sie zusammen mit ihren Tänzern, aber auch mit Musikern, bildenden Künstlern, Filmemachern, und häufig in internationalen Kooperationen. Ihre Choreographien wurden u.a. beim Festival Spielart, DANCE 2010, unidram Potsdam, Tanztage Regensburg, beim Festival Danse Balsa Marni Bruxelles sowie in Kampala, Nairobi, Hanoi, Istanbul, Gent und Salzburg gezeigt. Anna Konjetzky erhielt 2006 das Tanzstipendium der Senatsverwaltung Berlin für Germaine Acogny/Senegal. 2009 gewann sie den Wettbewerb operare der zeitgenössischen Oper Berlin. Im gleichen Jahr erhielt die Tänzerin Sara Huby für Anna Konjetzkys Choreografie „Elephantengedächtnis“ im Rahmen des Festivals euro-scene Leipzig den 1. Preis „Das beste deutsche Tanzsolo“. 2013 war Anna Konjetzky für den Georg Tabori Preis nominiert. Aktuell arbeitet die Choreografin an ihrer zweiten Produktion für ein junges Publikum: das Tanztheaterstück „Ein Bein hier und ein Bein dort“, das bei THINK BIG! Festival #3 im Oktober 2014 uraufgeführt wird. Anna Konjetzky ist eine Künstlerin, die ihren Weg konsequent und beharrlich verfolgt.
Der Jury unter dem Vorsitz von Kulturreferent Dr. Hans-Georg Küppers gehörten in diesem Jahr an: Thomas Betz (Journalist, Kurator), Sabine Glenz (Preisträgerin 2012), Anke Hellmann (Tanzwissenschaftlerin), Simone Schulte (Kuratorin von Tanz und Schule), Tobias Staab (Dramaturg Münchner Kammerspiele) und Bettina Wagner-Bergelt (stellvertretende Direktorin Bayerisches Staatsballett) sowie aus dem ehrenamtlichen Stadtrat der vorhergehenden Stadtratsperiode Dr. Ingrid Anker, Monika Renner (SPD), Thomas Niederbühl (Die Grünen /Rosa Liste), Dr. Reinhold Babor und Walter Zöller (CSU)
Die Preisverleihung findet für geladene Gäste im Herbst im Rahmen des Festivals “Rodeo”, dem Münchner Tanz- und Theaterfestival, statt.