Anna Konjetzky & Co

lighting // Münchner Feuilleton

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Davor-Danach

Münchner Feuilleton, October 2013 // Author: Klaus Kieser
Aufblitzende, verlöschende Momente „wie außerhalb der Zeitstruktur“ erforscht Anna Konjetzky in ‚lighting’

Anna Konjetzky ist eine unerschrockene Choreografin. In jeder ihrer Arbeiten fokussiert sie bestimmte Bewegungsaspekte, wodurch sie in der Regel eine kompositorische Dichte erreicht, die man eher bei abgeklärten, reifen Künstlern findet, nicht unbedingt bei jungen Wilden (sie ist Jahrgang 1980). Stets konfrontiert sie ihr Publikum mit ziemlich hermetischen Stücken, die alles andere als massentauglich sind.
So auch im Fall ihrer neuen Kreation ‚lighting’, die sie in Zusammenarbeit mit dem Vietnamesischen Nationalballett, dem Goethe-institut in Hanoi und der Muffathalle realisiert hat. Es beginnt recht harmlos. Fünf Tänzer und fünf Tänzerinnen – jeweils fünf aus Vietnam und dem Westen – stehen einzeln auf der Bühne; Lichtblitze unterbrechen das Dunkel und erlauben kurze Blicke auf das Ensemble: Die Körper ruckeln, machen kleine Bewegungen, mal einen Schritt zur Seite. Allmählich kommen Aktionen der Arme hinzu, kleine Rotationen, Schwünge; die Schritte werden raumgreifender.
Das Ensemble verändert und variiert die Formation, rückt zusammen, um sich gleich wieder zu separieren. Doch wichtiger sind die Armbewegungen: Sie werden ausholender, schneller, mit bisweilen lebhaft vibrierenden Händen. Das zunehmend hektischer werdende Bewegungscrescendo findet seine Entsprechung in der im Raum wanderden ( und lauten!) elektronischen Musik Sergej Maingardts, deren Schläge und Melodiefetzen an das Soundambiente einer Industriehalle erinnern.
Optisch wie akustisch ist das 40 Minuten lange ‚lighting’ eine Herausforderung: in der Bewegungsreduktion und der damit einhergehenden Konzentration auf rasche, abgehackte Motionen. Das lässt an die somnambul-irrealen Bewegungsstudien Marco Goeckes, des Hauschoreographen des Stuttgarter Balletts, denken – mit deren Radikalität es Anna Konjetzkys jüngstes Stück durchaus aufnehmen kann.

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lighting // Tanznetz

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Lautstarke Explosion der Gefühle

Tanznetz, 21.09.2013 // Author: Isabel Winklbauer
„Lighting“, Anna Konjetzkys Koproduktion mit Vietnam, versetzt die Muffathalle in Aufregung. Das Geschehen schießt direkt ins Bewusstsein, kein Zuschauer kann sich erwehren, selbst mit Herzklopfen auf den Rängen zu sitzen! Konjetzkys Kreation packt das Publikum zuverlässig.

Anna Konjetzkys Stücke gilt es, mit dem Bauch zu sehen, nicht mit dem Intellekt. Beklemmung, Geburt oder Trauma waren in der Vergangenheit ihre Themen, oft unangenehme Kost, die jedoch durch die unmittelbar begreifliche Körpersprache der Choreografin erstaunlich gut verdaulich ankam. Auch in „Lighting“, das in Zusammenarbeit mit dem Vietnam National Opera Ballet entstand, geht es um Gefühle: Druck und Explosion.
Eine unangenehme Geräuschkulisse bildet den Hintergrund, vor dem zehn Tänzer in blaugrauer Kleidung langsam überkochen. Interessanterweise wurden vor der Vorstellung Ohrstöpsel verteilt. Doch nicht die Lautstärke vergrätzte viele Zuschauer, sondern die Hektik, die der Klangcollage (Sergej Maingardt) innewohnt. Zerbrechendes Glas, heulende Polizeisirenen, das Knacken einer zu laut gedrehten Stereoanlage bilden ein rhythmisches, beunruhigendes Klanggewusel.

Konjetzkys Tänzer schwimmen darin wie aufgeregte Fische. Am Anfang wedeln ihre Arme, als ob Funken aufleuchten. Dann schlängeln sich Torsos wie kleine Flämmchen, bis später die ganze Gruppe vereint als Flamme wogt. Die Gruppe steht kurz vor dem ausgeführten Schlag, kurz vor der Revolte, kurz vor der Explosion – und immer weiter werden die Bewegungen, immer chaotischer gegeneinander. Zuletzt steigert sich die Klangkulisse zu einem kreischenden, von Katastrophenklängen durchsetzten Herzrasen, die Tänzer kumulieren und, als Stille eintritt, fließen sie quer über die Bühne. Das Geschehen schießt direkt ins Bewusstsein, kein Zuschauer kann sich erwehren, selbst mit Herzklopfen auf den Rängen zu sitzen! Konjetzkys Kreation packt das Publikum zuverlässig.

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lighting // Süddeutsche Zeitung

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Spannend

Süddeutsche Zeitung, 20.09.2013 // Author: Sabine Leucht
Anna Konjetzkys ‚lighting’ in der Muffathalle

Zehn Tänzer im leeren Raum– die Gesichter im Dunkeln– von den Seiten her angestrahlt von rasch auf- und abblitzendem Licht. Mechanische Bewegungen, sehr kleine synchrone Gesten, das kollektive Zurückbiegen des Oberkörpers, Hände zucken zur Armbeuge gegenüber. Es huscht, es flattert, es lauert; Gruppierungen verschieben sich. Und dann marschiert das wieder homogenisierte Menschengewirr frontal auf das Publikum zu. Eine Drohung, ein Angriff?

Es ist ein einziges Drängen elektrifizierter Körper, das Anna Konjetzky auf die Bühne der Muffathalle gebracht hat. Bald meint man, es mit einem sich formierenden Mob zu tun zu haben oder mit zuckenden Gliedern eines aus dem Häuschen geratenen Tieres, dann wieder hüpft einer so easy aif und nieder, als wolle er nur über eine zu hohe Mauer spicken – und das anfänglich starke Gefühl der latenten Bedrohung ist wie weggewischt.

(…)

In der Koproduktion der Muffathalle mit Vietnam National Opera und Ballet und dem Goethe-institut Hani bilden fünf deutsche und fünf vietnamesische Tänzer stimmiges Team. Der Beginn ist energetisch so dicht, dass man dem schwachen Dutzend die zu allem bereite Menschenmasse abnimmt.

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