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(…) Die Choreografin Anna Konjetzky, 2014 ausgezeichnet mit dem Förderpreis Tanz der Landeshauptstadt München, hat mit „chipping“ ein Tanzstück entwickelt, in dem sich der Körper einer Tänzerin in Relation zu einer Landschaft aus fünf Kuben, Licht und Videos und einer postindustriellen Soundcollage eindrucksvoll bewegt.
Ein Lichtspalt fährt am Anfang über die verschieden großen Kästen. Die Tänzerin im grauen Hoody versteckt sich zunächst vor ihm, wird immer wieder eingefangen. Das Individuum in der Überwachungsgesellschaft fällt einem da ein: Verstecken ist zwecklos in einer Gesellschaft, in der man immer wieder aufgenommen, immer wieder gescannt wird. Die Kuben um die Tänzerin geraten eigenwillig am Boden in Hin-und Her-Bewegungen, während die Störgeräusche einer Maschinenwelt ins Ohr dringen. Manchmal scheint es, dass die Tänzerin die Kontrolle über ihre Umgebung gewinnt. Aber sie ist doch eher eine Reagierende, die von den Kuben getrieben wird, von ihnen fällt, sich wie tot schieben lässt, um sich doch wieder aufzurichten.
Die Tänzerin Sahra Huby beeindruckt mit unglaublicher Körperbeherrschung, isoliert perfekt einzelne Körperpartien für konvulsivische Bewegungen, die nicht mehr menschlich wirken. Die Selbstentfremdung des modernen Subjekts, verloren in einem Großstadtpanorama, tritt unheimlich vor Augen.
Sahra Huby laugt sich aus, wird ausgelaugt von einer Umgebung, die ihr kaum eine Atempause gönnt. Dann entsteht aber doch plötzlich Ruhe, Hubys Bewegungen werden langsam, der Lichtspalt berührt sie fast zärtlich. Eine Befreiung gibt es aber nicht in Konjetzkys atemraubenden Tanzstück. Nur kleine Momente der Euphorie, buchstäblich Hochgefühle.
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Wenn eine Stadt aus Würfeln, ein Boden, eine Wand und mittendrin eine Mädchengestalt alle dasselbe Muster tragen und im selben Licht leuchten – dann ist das unglaublich schön anzusehen. „Chipping“, das neue Stück der Münchner Choreografin Anna Konjetzky, fasziniert mit Projektionen auf einer Kubuslandschaft, in der ein Mensch außer Atem seinen Platz sucht. Im Wesentlichen blickt die Choreografie aber hinter die Fassaden des Systems 2.0: Die Dynamik und Ästhetik unserer schönen neuen Welt fußt auf völliger Auslaugung des Individuums.
Konjetzkys langjährige Muse Sahra Huby ist die ideale Besetzung für die Tour de Force. Leicht und biegsam, gleichzeitig sportlich und zäh, ist sie jederzeit bereit, sich mit der vom Würfelsystem geforderten Attitüde ins nächste Himmelfahrtskommando zu stürzen. Anfangs steht sie schüchtern im senkrechten Scannerstrahl, zieht die Arme ein und versteckt sich. Doch schon bald durchmisst sie, von dieser merkwürdigen Welt gefangen, den Raum und steckt ihr Revier ab. Sie rennt mit irrer Begeisterung auf der Stelle, und macht mit. Die Arme schlägt sie um sich, alle Glieder suchen wie im ständigen Suchlauf eine neue Frequenz. Hoch auf die Türme!
Als die Sisyphos-Schwester endlich erschlagen niedersinkt, hat sie ihr fragendes Madonnengesicht komplett verloren. Der moderne Mensch kämpft bis zur Auto-Gehirnwäsche. Nicht mal eine Pause ist der Mädchengestalt gegönnt. Die Würfel bewegen sich unaufhörlich und unmerklich, schieben die Protagonistin auch im Schlaf dorthin, wo sie nicht im Weg ist. Das wirkt: Zu neuen Taten erwacht, ist ihr die Choreografie der Umgebung endlich eingetrichtert. Sie springt in roboterhaften Zuckungen, aber synchron, auf’s Dach der Welt – wo der waagrechte Scanner ihr Gesicht nicht mehr erkennt.
Wenn der Mensch sich nicht totrackern will, lässt ihm das System keine Ruhe und keine Wahl, so lange, bis er das Totrackern für die tollste Sache der Welt hält. Die Botschaft in „Chipping“ ist einfach. Eigentlich sogar banal. Spannend wird die Angelegenheit erst dadurch, dass der Zuschauer sie auf körperlicher Ebene vorgeführt bekommt. Rastlosigkeit, das bedeutet körperlichen Raubbau und die Unfähigkeit zu denken. Keinen festen Platz zu haben, ständig fort oder einer Sache hinterher zu hecheln oder über die eigenen Kräfte unsinnige Höhen zu erklettern. Rastlosigkeit macht ein rotes, nervös zuckendes Gesicht und kostet den Schlaf. Sie ist lebensgefährlich.
Entsprechender Respekt gebührt Sahra Huby. Ein einstündiges Solo von so einem Kaliber macht man vermutlich nicht oft im Leben. Konjetzky hält mit „Chipping“ ihren eigenen Maßstab, ihre Protagonistin übertrifft sich diesmal selbst.
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Ein leiser Pfeifton bohrt sich ins Gehör der Zuschauer, ein Poltern und Krachen mischt sich drunter, als sei es aus der Unterwelt aufgestiegen. Man beobachtet die oszillierende Schwingung als seismographische Aufzeichnung von einem Prozess, der gerade beginnt. Das reduzierte Licht, die konzentrierte Kraft der Bewegungen zwingt den Blick der Betrachter in die Tiefe der Black Box, und so wird man gefesselt Zeuge von Eruptionen, Lawinen. Wir sehen Gletscher, wir sehen Eis schmelzen. War das die Erderwärmung oder doch der erste Hauch von Frühling? (…)
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Anna Konjetzky arbeitet seit fast zehn Jahren kontinuierlich als freie Choreographin in München. Dabei sucht sie die Begegnung mit Künstlern anderer Kulturen und Lebensräume. Ihre Arbeiten, die sich an der Schnittstelle von Tanz, Installation und Performance bewegen, sind extrem physisch und sehr oft durch eine ausgeklügelte Licht- und Raumregie strukturiert. Anna Konjetzky arbeitet interdisziplinär und transkulturell. Jedes ihrer Stücke ist ein thematisch angemessenes Formexperiment. Ihre Arbeiten beeindrucken durch die starke Körperlichkeit ihrer Darsteller/innen – ob solistisch auf der Bühne oder als amöbenhafte Ansammlungen ohne eigene Identität, stets suchen sie die Auseinandersetzung mit dem Material des Raumes und seinen Begrenzungen, mit Boden, Decke, Wänden. Anna Konjetzky setzt ihre Darsteller der Welt aus, die sich darin zu behaupten suchen. Ihr Motto lautet: „Den Blick durch den Körper auf die Welt richten. Möglichkeiten denken. Risiken nehmen. Zerbrechlichkeit suchen.“ Danach verarbeitet sie Erfahrungen in fremden Kulturen, Begegnungen, Erlebnisse, Fremdheit, Angst und findet dafür den adäquaten körperlichen Ausdruck in zum Teil ungewöhnlichen Bewegungen: Zucken, Zittern, Um-sich-Schlagen, Flattern… Dergestalt komplexe Produktionen erarbeitet sie zusammen mit ihren Tänzern, aber auch mit Musikern, bildenden Künstlern, Filmemachern, und häufig in internationalen Kooperationen. Ihre Choreographien wurden u.a. beim Festival Spielart, DANCE 2010, unidram Potsdam, Tanztage Regensburg, beim Festival Danse Balsa Marni Bruxelles sowie in Kampala, Nairobi, Hanoi, Istanbul, Gent und Salzburg gezeigt. Anna Konjetzky erhielt 2006 das Tanzstipendium der Senatsverwaltung Berlin für Germaine Acogny/Senegal. 2009 gewann sie den Wettbewerb operare der zeitgenössischen Oper Berlin. Im gleichen Jahr erhielt die Tänzerin Sara Huby für Anna Konjetzkys Choreografie „Elephantengedächtnis“ im Rahmen des Festivals euro-scene Leipzig den 1. Preis „Das beste deutsche Tanzsolo“. 2013 war Anna Konjetzky für den Georg Tabori Preis nominiert. Aktuell arbeitet die Choreografin an ihrer zweiten Produktion für ein junges Publikum: das Tanztheaterstück „Ein Bein hier und ein Bein dort“, das bei THINK BIG! Festival #3 im Oktober 2014 uraufgeführt wird. Anna Konjetzky ist eine Künstlerin, die ihren Weg konsequent und beharrlich verfolgt.
Der Jury unter dem Vorsitz von Kulturreferent Dr. Hans-Georg Küppers gehörten in diesem Jahr an: Thomas Betz (Journalist, Kurator), Sabine Glenz (Preisträgerin 2012), Anke Hellmann (Tanzwissenschaftlerin), Simone Schulte (Kuratorin von Tanz und Schule), Tobias Staab (Dramaturg Münchner Kammerspiele) und Bettina Wagner-Bergelt (stellvertretende Direktorin Bayerisches Staatsballett) sowie aus dem ehrenamtlichen Stadtrat der vorhergehenden Stadtratsperiode Dr. Ingrid Anker, Monika Renner (SPD), Thomas Niederbühl (Die Grünen /Rosa Liste), Dr. Reinhold Babor und Walter Zöller (CSU)
Die Preisverleihung findet für geladene Gäste im Herbst im Rahmen des Festivals “Rodeo”, dem Münchner Tanz- und Theaterfestival, statt.
Gegen Ende des Stücks nähert sich der Cellist der barbusigen Tänzerin, bespielt nun ihren Körper, wie er es zuvor mit seinem Instrument getan hat: zärtlich, energisch, demutsvoll. Dieses Bild ist voll Erotik und sublimer tänzerischer Strenge. Anna Konjetzky hat es ersonnen und lässt mit ihm ihr Stück «Tagebuch – si un jour tu décides de partir» aus dem Jahr 2008 ausklingen. Starke Bilder sind die Spezialität der 1980 in München geborenen Choreografin und Künstlerin, die beharrlich an der Grenze zwischen Tanz und bildender Kunst arbeitet. Vielleicht hat sie sich von Wanda Golonka beeinflussen lassen, der sie zwischen 2005 und 2008 in Frankfurt als Assistentin zur Hand ging.
Danach startete Anna Konjetzky durch, entwarf in rascher Folge Tanzstücke – ihr Solo «Elephantengedächtnis» gewann 2009 den ersten Preis beim Leipziger Solotanz-Wettbewerb – und immer wieder Installationen, wie „Don’t touch“(2008) oder (Abdrücke“ (2010). Man muss nicht alles, was Anna Konjetzky kreiert hat, mögen, doch man kann nicht umhin, ihr eins zu attestieren: dass sie eine große gestalterische Kraft besitzt. Die jede ihrer Produktionen zusammenhält. Da blitzt immer auch etwas von der verstörenden Bewegungsfantasie einer Meg Stuart auf, von manisch anmutenender Fixiertheit auf nervöse Tics oder krude Bewegungsmuster.
Dass Anna Konjetzky in den nächsten Jahren weiterhin von sich reden macht, davon kann man ausgehen – Unterstützungen wie zuletzt ein Arbeitsstipendium der Landeshauptstadt München sind da hilfreiche Förderung und Anerkennung. Und sie zeigt vielen anderen Choreographen, die kaum aus ihrem heimischen Umfeld herauskommen, dass auch sperriger Tanz ein weltweites Publikum hat: Werke von ihr sind in diesem Herbst unter anderem in Daressalam (Tansania) und Kampala (Uganda) zu sehen.
Die Choreografin Anna Konjetzky beschreitet seit Jahren kompromisslos einen Weg der künstlerischen Recherche. Mit unstillbarer Neugierde erkundet sie Raumanordnungen, Bühnenräume und die komplexen Wechselwirkungen von Körper, Raum und deren Wahrnehmung. Der sinnlichen Aufladung von Räumen kommt in ihren Arbeiten eine zentrale Rolle zu, die bis zur Auflösung des klassischen Bühnenraums in Installationsräume oder Guckkastenobjekte führt, die von allen Seiten oder nur durch Luken einsehbar sind, wie in ihren jüngsten Arbeiten „Abdrücke“ oder „Fern“. Mit Film- und Videoarbeiten greift sie in die Performance ein und schafft damit neue Öffnungen, die ein anderes Licht auf den Körper werfen, ihn in Situationen außerhalb der Performance zeigen oder ihm in close-ups auf die Pelle rücken. Inhaltlich baut die Choreografin auf die Ausdruckskraft und die Narration von Körperzuständen. Anna Konjetzky sucht mit ihren Darstellern nach den Antworten, die der Körper in veränderten Situationen und Zuständen gibt. Unerkennbar kein können diese Bewegungen sein, ein inneres und äußeres Zittern wie in „dann still“, ein fließendes virtuoses Auf und Ab wie in „Die Summe aller Öffnungen“, ein Stillstehen oder Verzerrungen des Körpers. Der Körper und seine Identität als Speicher von Erfahrung bestimmen wie Herzschlag Konjetzkys Stücke. Durch die konsequente Weiterentwicklung des eigenen Mediums und der eigenen Ausdrucksmöglichkeiten entstehen Affinitäten zur bildenden Kunst. „Abdrücke“ z.B. lässtdurch Tanz, Video und Zeichnungen eine Reibungsfläche zwischen dem geometrischen, anonymen Raum und der weichen und formbaren Intimität des Körpers entstehen. Eine Tänzerin ist in einem verspiegelten Glaskasten eingeschlossen und versucht durch Bewegung und Zeichnungen sich in ihrer Abkapselung zu erfassen. Für den Zuschauer ist der verspiegelte Kubus einsehbar und eröffnet einen vielschichtigen Wahrnehmungs- und Erfahrungsraum.