Ground // Saarbrückener Zeitung
Ground // Saarbrückener Zeitung
Saarbrückener Zeitung, 20.02.2017 // Autor: Cathrin Elss-Seringhaus
„Ground“ im Saarländischen Staatstheater
(…) Ganz anders Anna Konjetzky ‚Ground’, ebenfalls 30 Minuten lang, ebenfalls mit Bravos bedacht. Bereits die schmerzhaft laute Industrial Musik von Sergej Maingardt geht direkt ins Blut, wühlt auf: Wummern, Maschienengewehr-Klackern, U-Bahn-Dröhnen, Knurren, und Quietschen. Erbarmungslos, düster. Die provokante Verweigerung von Gefälligkeit wiederholt sich in der leeren, schwarzen Bühne und den unvorteilhaften Straßenklamotten der fünf Tänzer (Kostüme: Linda Sollacher). Anna Konjetzky beschäftigt das Thema Masse und Individuum, Veränderung und Erstarrung, Eigen-und Gruppendynamik. Ihre Tänzer variieren das Thema Unfreiheit, arbeiten mit Alltagsmustern und Zufalls-Einspeisungen, zucken und beben mechanisch wie Sprungfedern. Fallen um wie angeschossen, erdulden unmenschliche Verzerrungen. Die Tänzer führen vor, wie die Masse Mensch aneinander klebt. Erst Kuben, die von der Decke stürzen, splittern die Gruppe auf, machen die Protagonisten zu Einzelwesen. Glücklicher wirken sie nicht.
In ‚Ground’ herrscht ein gnadenloses Pulsieren, man erlebt, ja erleidet eine Power-Präsentation, brutal, unschön, uneitel. Wird Zeuge einer beeindruckenden tänzerischen Verausgabung; zu Recht gab es Bravos. Konjetzky versteht Tanz nicht als visuelles Spiel, sondern als Physis gewordene Anklage. Als Angriff. Angenehm ist das nicht, aber anregend.