Portrait
© Goethe-Institut // Autor: Susanne Traub
Die Choreografin Anna Konjetzky beschreitet seit Jahren kompromisslos einen Weg der künstlerischen Recherche. Mit unstillbarer Neugierde erkundet sie Raumanordnungen, Bühnenräume und die komplexen Wechselwirkungen von Körper, Raum und deren Wahrnehmung. Der sinnlichen Aufladung von Räumen kommt in ihren Arbeiten eine zentrale Rolle zu, die bis zur Auflösung des klassischen Bühnenraums in Installationsräume oder Guckkastenobjekte führt, die von allen Seiten oder nur durch Luken einsehbar sind, wie in ihren jüngsten Arbeiten „Abdrücke“ oder „Fern“. Mit Film- und Videoarbeiten greift sie in die Performance ein und schafft damit neue Öffnungen, die ein anderes Licht auf den Körper werfen, ihn in Situationen außerhalb der Performance zeigen oder ihm in close-ups auf die Pelle rücken. Inhaltlich baut die Choreografin auf die Ausdruckskraft und die Narration von Körperzuständen. Anna Konjetzky sucht mit ihren Darstellern nach den Antworten, die der Körper in veränderten Situationen und Zuständen gibt. Unerkennbar kein können diese Bewegungen sein, ein inneres und äußeres Zittern wie in „dann still“, ein fließendes virtuoses Auf und Ab wie in „Die Summe aller Öffnungen“, ein Stillstehen oder Verzerrungen des Körpers. Der Körper und seine Identität als Speicher von Erfahrung bestimmen wie Herzschlag Konjetzkys Stücke. Durch die konsequente Weiterentwicklung des eigenen Mediums und der eigenen Ausdrucksmöglichkeiten entstehen Affinitäten zur bildenden Kunst. „Abdrücke“ z.B. lässtdurch Tanz, Video und Zeichnungen eine Reibungsfläche zwischen dem geometrischen, anonymen Raum und der weichen und formbaren Intimität des Körpers entstehen. Eine Tänzerin ist in einem verspiegelten Glaskasten eingeschlossen und versucht durch Bewegung und Zeichnungen sich in ihrer Abkapselung zu erfassen. Für den Zuschauer ist der verspiegelte Kubus einsehbar und eröffnet einen vielschichtigen Wahrnehmungs- und Erfahrungsraum.