Die Wunderkammer // Oberhessische Presse
Eine Wunderkammer für Kinderfantasien
Oberhessische Presse, 02.02.2012 // Autor: Heike Döhn
Hessisches Landestheater Marburg zeigt Tanzstück
Wie viel Spaß Forscherdrang, Bewegung und Musik machen, das konnten die kleinen Besucher der Uraufführung von “Die Wunderkammer” am Hessischen Landestheater Marburg am Samstag erleben. Zwei Schauspieler und eine Tänzerin veranstalteten eine Stunde lang einen mitreißenden Wirbel aus Kreativität und Körperlichkeit. Die Tänzerin und Choreographin Anna Konjetzky hat sich das Stück ausgedacht, angelehnt an den Kinderbuchklassiker “Serafin und seine Wundermaschine” aus den 60er Jahren, in dem ein Erfinder vertrackte und zweckfreie Maschinen konstruiert, Maschinen, in denen Dinge sich bewegen, gegenseitig anstoßen. Neue Bewegungen oder Klänge lassen auch die drei Freunde auf der Bühne entstehen, aus Dosen, Pappe, Schnüren, alten Fahrradreifen oder Kisten. Glücklich das Kind, das eine solche Wunderkammer besitzt, denkt man unwillkürlich, wenn man die Schauspieler Oda Zuschneid und Ogün Derendeli und die Tänzerin Sahra Huby beobachtet, wie sie ihrer Fantasie freien Lauf lassen, schwungvoll und verspielt. Eine solche Wunderkammer hat aber jedes Kind im Kopf, und es braucht nur ganz wenig, um sie zu betreten. Was dann alles möglich ist, zeigen die drei auf der Bühne, frech, vergnügt, rotzig. Mit viel rhythmusbetonter Musik, wenig Sprache, mit tänzerischen Einlagen, ungeheuer körperbetont. Dass es wichtige Erfindungen sind, die sie da machen, sieht man sofort. Dabei rangeln sie und piesacken sie sich ein bisschen, mal muss einer in der Kiste verschwinden und mal eine andere als Basketball herhalten. Ganz nebenbei zeigen sie auch noch, auf was man so alles Musik machen kann, und wie im richtigen Leben endet der ganze Spaß mit dem ungeliebten Ruf aus dem Off: “Abendbrot!”. Sahra Huby, die schon länger mit Anna Konjetzky zusammenarbeitet, besticht mit ihrer meisterlichen Körperbeherrschung, aber auch die Nicht-Tänzer Zuschneid und Derendeli geben wirklich alles und reißen das Publikum mit ihrer Dynamik mit. Wenig Worte und viel Witz, enorme Spielfreude und eine Menge Anregungen – das kleine und große Publikum zeigte seine Begeisterung am Ende mit viel Beifall.